Der Kleine Raum für aktuelles Nichts entstand 2017 auf Initiative des Künstlers Michael Disqué. Seit 2019 betrieb er den Raum gemeinsam mit der Künstlerin und Autorin Anna-Lena Wenzel. 2024 schickten sie den Projektraum mit der Ausstellung „Winterschlaf“ in den (vorläufigen) Ruhestand.
Der Kleine Raum für aktuelles Nichts verstand sich als Display für die Auseinandersetzung mit dem Nichts und daran anschließenden Fragen, wie: Gibt es das Nichts überhaupt? Was für unterschiedliche Vorstellungen gibt es von ihm? Die Herausforderung bestand darin, sich etwas zu widmen, das gleichzeitig existentiell und nicht fassbar ist. Dem Nichts wurde dabei in seinen unterschiedlichen Aggregatzuständen und Formaten nachgegangen: ausgestellt wurden Positionen, die sich mit der Leere oder dem Ephemeren beschäftigen, eine Ästhetik des Nebensächlichen inszenierten oder aus (wertlosen) Hinterlassenschaften bestanden.
Verhandelt wurden dabei auch Fragen der Auf- und Abwertung, der Ein- und Einschlussmechanismen im Kunstfeld. Ab wann wird Müll zum Kunstwerk? Wer hat Zugang und wer gilt als Outsider-Artist?
Eingeladen waren sowohl Fotografinnen als auch interdisziplinär arbeitende Künstlerinnen, neben Ausstellungen fanden Performances und Lesungen statt, um das Thema „Nichts“ aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten – so konkret die thematische Klammer, so offen war die Form.
Im Format „Eine Stunde Nichtstun“, das es von Mai 2022 bis Mai 2023 gab, wurde regelmäßig Nichtstun praktiziert und erkundet, wie sich das Nichtstun je nach Kontext (leerer Raum, im Rahmen einer Ausstellung, draußen) verändert.
Das im Februar 2023 begonnen Posterformat „Im Gespräch“ verband die diskursive und reflexive Ebene mit künstlerischer Gestaltung. Es war ein Angebot an die eingeladenen Künstler*innen das Thema Nichts zu vertiefen.
Die spezifische Raumsituation (8qm) war Einladung und Herausforderung zugleich, mit dem Raum und bezogen auf ihn zu arbeiten. Das war besonders während der Corona-Pandemie eine Aufgabe, als wir begonnen haben, das Fenster zur Durchfahrt und zum Innenhof als Ausstellungsfläche stärker einzubeziehen und uns auf den Außenraum hin zu öffnen.
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